Kunst und Gestaltung - Essentiell für die Bildung

Sandro Fiscalini | Kunstpädagogik

 

Zwei Lektionen Bildnerisches Gestalten pro Woche, zwei oder drei Lektionen technisches oder textiles Gestalten. Da kann es für Gestaltungslehrpersonen im wahrsten Sinn vom Wort verhältnismässig  schwierig werden, sich neben den anderen Fächern zu behaupten.

Georg Peez, ein bekannter deutscher Kunstpädagoge, hat in seinem Artikel «Kunstunterricht heute - und auch morgen» (www.georgpeez.de/texte/schulmagazin.htm) geschrieben dass das Fach Kunst gelegentlich auch als «Orchideenfach» bezeichnet würde - schön, aber eigentlich entbehrlich. Ich begegne immer wieder Eltern, Behördenmitgliedern und auch Lehrpersonen, die finden, dass Zeichnen in der Schule wichtig sei, weil man da herunterfahren könne, weil einen Ausgleich zum «kopflastigen» gebe, weil die Schülerinnen und Schüler da suchmal kreativ sein können - als ob Kreativität nur ins Fach Gestalten gehört.

Aber genau hier kann aufgezeigt werden, wie wertvoll Gestalten ist, eben auch grad für den Erwerb überfachlicher Kompetenzen und für andere Fächer. Was Kinder im textilen, technischen oder bildnerischen Gestalten alles lernen, erfahren und ausprobieren können, lässt sich in anderen Fächern genau so gut anwenden.

 

Medienkompetenz

In den gestalterischen Fächer wird der Umgang mit digitalen Medien immer mehr geübt. Entsprechende mobile Geräte werden auf unterschiedliche Art und Weise eingesetzt: Sei es nur um zu dokumentieren, als Hilfsmittel zur Recherche oder als Fotoapparat und Filmkamera. In Kombination z. B. mit dem Fach Medien und Informatik können die Schülerinnen und Schüler im Gestalten nicht nur technisches Know-how kennenlernen und trainieren, sie können auch mögliche Gefahren (Bildwirkung, z. B. Manipulation) erfahren. Dadurch wird ihre Medienkompetenz gefördert.

 

Sinnesbildung

Gestalten mehr als «Zeichnen». Alle die Verfahren, die gelehrt und geübt werden sprechen viel mehr Sinne an als nur das Auge. Im Gestalten werden die Schülerinnen und Schüler in ihrer ganzheitlichen Wahrnehmung unterstützt. Der LP21 spricht hier auch explizit von den visuellen, taktilen, auditiven und kinästhetischen Wahrnehmungen. Durch unseren geleiteten Gestaltungsunterricht (mit Reflexion, bildnerisch praktischen Tätigkeiten, Anleitung zum Designprozess...) wird die Selbst- und Weltwahrnehmung gefördert und damit auf das Allgemeinwissen positiv beeinflusst.

 

Anschauliches Denken

Schon Piaget wusste, dass das Denkenden Bildern die Entwicklung begünstigt. Die Schülerinnen und Schüler lernen, eine Bildwelt, eine Vorstellungskraft aufzubauen und diese weiter zu entwickeln.

 

Handlungsorientierung

Wir oben erwähnt, ist Gestalten mehr als «Zeichnen», obwohl allein dieses Verfahren schon das Beobachten, das Beurteilen, das Übertragen, das Umsetzen, das Überprüfen beinhaltet. Gestalten heisst auch verändern, experimentieren, kopieren, verfremden, konstruieren und vieles mehr. Im Gestalten werden die Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet und begleitet, ganzheitlich zu «sehen», zu «begreifen», zu«erfassen» und zu «bewahren».

 

Kreativität

Und last but not least wird im Gestalten die Kreativität gefördert (was jetzt nicht wirklich erstaunlich ist, da man ja gemeinhin sagt, dass Zeichnen, Werken, Modellieren usw. kreativ ist).

Kreativität ist in unserer Zeit eine gefragte Tugend. Die Kreativität vereint einige spannende Merkmale, die auch ausserhalb der Gestaltenräume und der Kunstwelt gefragt sind wie Flexibilität, schnelle Auffassung, Neugier, Einfallsreichtum und Humor.

All dies wird im Gestalten unterrichtet, gezeigt, trainiert und gefördert.